Viele Unternehmen in Deutschland haben zunehmend mit dem IT-Fachkräftemangel zu kämpfen. Dies ist der aktuellen Entwicklung auf dem deutschen Fachkräftemarkt geschuldet: die Babyboomer gehen in den kommenden Jahren zunehmend in Rente. Die wachsenden Personalengpässe zwingen Unternehmen, im IT-Bereich über die Handhabung dieses Problems nachzudenken. Wir schauen uns mögliche Lösungsansätze und dabei neben verbessertem Recruiting insbesondere das IT-Outsourcing an. Dabei werfen wir auch einen Blick auf damit einhergehende Implikationen und auf mögliche Einsatz-Szenarien.
Ausgangssituation
IT-Fachkräfte sind aktuell begehrt und viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, ihre offenen Stellen zu besetzen. Dies liegt im Wesentlichen an einer durch die Digitalisierung wachsenden Fachkräfte-Nachfrage bei parallelem demografischem Wandel: die jüngeren geburtenschwachen Jahrgänge können den Ausstieg der geburtenstarken Babyboomer-Generation aus dem Berufsleben nicht ausgleichen. Und das Problem wird sich in den nächsten Jahren noch deutlich verschärfen, da die Masse der Babyboomer den Berufsausstieg noch vor sich haben (siehe Abbildung 1, gestrichelter Kasten).
Auch Fachkräfte aus dem Ausland können die größer werdende Lücke nicht annähernd schließen. Aus diesem Grund muss jedes Unternehmen für seine Situation einen Lösungsansatz für dieses Problem planen und umsetzen.
Mögliche Lösungsansätze für den IT-Fachkräftemangel
Für viele Unternehmen wird ein Lösungsansatz erforderlich sein, der auf eine Kombination von Maßnahmen setzt. Insbesondere folgende Maßnahmen können dabei in Betracht kommen:
- Verbesserung der Recruiting-Maßnahmen
- Aufbau eigener IT-Teams im Ausland
- IT-Outsourcing
Im Folgenden beleuchten wir die mögliche Ausgestaltung dieser Maßnahmen etwas näher und geben eine Einschätzung.
Verbesserung der Recruiting-Maßnahmen
Um erfolgreich neue IT-Fachkräfte für das eigene Unternehmen gewinnen zu können, muss der eigene Recruiting-Prozess auf Arbeitnehmermärkte ausgelegt sein. Das heißt, dass Arbeitnehmer sich die Stellen aussuchen können und von – Fachkräfte suchenden – Arbeitgebern umworben werden. Wesentliche Aspekte bei dieser Neuausrichtung des Recruiting-Prozesses sind:
- die Attraktivität der zu besetzenden Arbeitsplätze ist zu erhöhen, um den gestiegenen Anforderungen potenzieller Bewerber gerecht werden zu können. Hier spielen neben dem Gehalt insbesondere Faktoren wie eine angenehme Unternehmenskultur und attraktive Arbeitsbedingungen (u.a. zeit- und ortsflexible Arbeit, Weiterbildungsangebote) eine Rolle.
- Die Stellenangebote und die darin adressierten, eben genannten Faktoren sind angemessen zu vermarkten. Zudem sind potenzielle Kandidaten aktiv zu bewerben. Es müssen zusätzliche Kanäle aufgetan werden, um die Aufmerksamkeit von Fachkräften zu erlangen. Dies können zum Beispiel Soziale Netzwerke und Personalmessen sein.
- Der Recruiting-Prozess muss ausreichend schnell und flexibel sein. Sind zum Beispiel Rückmeldungen zu langsam oder Entscheidungswege zu lang, werden Bewerber von Arbeitsgeber-Konkurrenten weggeschnappt.
Grundsätzlich kann aber in den meisten Fällen der wachsende Fachkräftebedarf durch verbessertes Recruiting allein nicht gelöst werden, da das Fachkräfteangebot zu gering ist. Dies kann meistens nur eine ergänzende Maßnahme sein.
Aufbau eigener IT-Teams im Ausland
Ist eine größere Anzahl an IT-Fachkräften anzuheuern, dann kann der Aufbau eines eigenen IT-Teams im Ausland eine Option sein. Hierfür sind insbesondere solche Länder interessant, die einen hohen Anteil junger Menschen in ihrer Bevölkerungsstruktur aufweisen. Des Weiteren sollte ein solches Land stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen, einen ausreichend entwickelten IT-Sektor, gute Ausbildungseinrichtungen und ein qualifiziertes IT-Fachkräfteangebot aufweisen. Bei Ländern im Nearshore- und Offshore-Sektor lassen sich durch diese Maßnahme auch deutlich Kosten sparen.
Allerdings ist der initiale Aufwand für eine solche Maßnahme sehr hoch: Passende Länder müssen bewertet und ausgewählt werden, landesspezifische Rahmenbedingungen müssen im Risikomanagement, im Business Case und bei Aufbau der Einheit berücksichtigt werden. Aus diesem Grund wird diese Maßnahme eher für große Konzerne und IT-Dienstleister interessant sein.
IT-Outsourcing: IT-Fachkräftemangel verlagern
Bei dieser Maßnahme geht es darum, den Anteil der outgesourcten IT-Services im eigenen Unternehmen zu erhöhen beziehungsweise Services erstmalig outzusourcen. Durch Outsourcing wird die Anzahl der intern erforderlichen IT-Fachkräfte reduziert. Das Fachkräfte-Problem wird auf den externen Service Provider verlagert: dieser steht nun in der Pflicht, für von ihm zu übernehmende Services die erforderlichen Fachkräfte mit dem richtigen Qualifikationsgrad bereitzustellen. Hierfür hat er (statt des Kunden) entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Auf der Kundenseite können durch das Outsourcing zwar Fachkräfte für die Serviceerbringung abgebaut werden, aber dafür entstehen zusätzliche Aufgaben durch die erforderliche Steuerung der externen Service Provider. Hierfür ist entsprechendes Personal mit den erforderlichen Kompetenzen bereitzustellen, Kompetenzen für das Providermanagement sind in bei vielen internen Mitarbeitern erst zu entwickeln.
Sobald internes Personal für das Providermanagement nicht oder nicht im erforderlichen Umfang bereitgestellt werden kann, sind entsprechend qualifizierte Fachkräfte wieder am Arbeitsmarkt zu beschaffen. In diesem Fall besteht das Risiko, dass Stellen für das Providermanagement länger nicht besetzt werden können.
Alternativ zu der Option, internes Personal für das Providermanagement aufzubauen, können Providermanagement-Leistungen auch extern bezogen werden (wie die IT-Services). Hier sind – entsprechend dem Service Integration and Management (SIAM) Framework – wieder verschiedene Optionen möglich.
Wir fokussieren uns hier auf zwei Optionen mit externer Beteiligung:
(1) Providermanagement extern bezogen
Bei dieser Option setzt ein Unternehmen einen externen Dienstleister ein, der die Steuerung der externen IT-Service Provider übernimmt. Dieser Dienstleister sollte ausreichende Kompetenz und Erfahrung im Providermanagement mitbringen.
Das Unternehmen erlaubt dem Dienstleister, in seinem Namen zu handeln. Nur wenige Aktivitäten (zum Beispiel Richtlinien-Kompetenz, Entscheidungen) verbleiben intern. Mit dieser Option kann in kurzer Zeit ein professionelles Providermanagement etabliert und parallel der interne Aufwand hierfür und damit der bestehende IT-Fachkräftemangel minimiert werden.
(2) Providermanagement als Hybrid-Lösung
Bei dieser Option werden interne Personalressourcen durch Ressourcen eines externen Dienstleisters ergänzt, um ein angemessenes Providermanagement sicherstellen zu können.
Der mit ausreichender Kompetenz und Erfahrung im Providermanagement ausgestattete externe Dienstleister kann dabei zwei Funktionen übernehmen:
Zum einen kann er schnell eine professionelle Providersteuerung etablieren. Des Weiteren kann er die internen Mitarbeiter im Providermanagement coachen und im Tagesgeschäft deutlich entlasten.
Wichtig ist bei beiden Optionen jeweils eine klare Festlegung von Rollen und Verantwortlichkeiten zwischen Unternehmens-interner Organisation und dem Dienstleister für Providermanagement.
IT-Fachkräftemangel in Unternehmen handhaben – Fazit
Wenn in einem Unternehmen ein größerer Anteil des IT-Fachpersonals der Babyboomer-Generation zuzurechnen ist und in den nächsten Jahren in Rente geht, ist bei der wohl auch in Zukunft angespannten Marktlage IT-Outsourcing die Maßnahme mit dem größten Potenzial, um dem IT-Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Je mehr IT-Services extern bezogen werden, umso mehr Aufwand entsteht im Providermanagement. Wenn auch hier qualifiziertes Fachpersonal knapp ist, kann der Einsatz eines auf Providermanagement spezialisierten Dienstleisters die Lösung sein: Je nach verfügbaren internen Personalressourcen als Ergänzung eines internen Rumpfteams oder alternativ als externe Komplett-Leistung.
Übrigens: amendos als Providermanagement-Dienstleister
amendos bietet die Übernahme von Providermanagement-Leistungen als Service für Unternehmen an. Dabei sind beide oben dargestellten Optionen – die Komplett-Leistung und die Übernahme von Teilleistungen im Rahmen einer Hybridlösung möglich.
Unsere Erfahrungen durch bei verschiedenen Kunden erbrachte Providermanagement-Services ermöglichen einen schnellen Know-how-Aufbau bei den Kunden-intern Beteiligten sowie eine schnelle Professionalisierung der IT-Providersteuerung.
Neben dem Service „Providermanagement“ bieten wir für unsere Kunden auch Services im „IT-Einkauf“ an.